Tadaaa, Sephora ist da – und ich war in beiden bisher eröffneten Filialen in Bonn und München. Und neben dem Stöbern, Swatchen und Shoppen drängten sich doch einige Eindrücke, Fragen und Spekulationen bei mir auf, die ich mit Euch teilen möchte.

Sephora Deutschland – erste Eindrücke und ein Ausblick

Eines vorweg – ich fand die Eindrücke in beiden Filialen durchaus unterschiedlich, und denke, dass dies vor allem an den Locations liegt. München Marienplatz – touristischer geht’s kaum, und Marktplatz Bonn – ja nun, Bonn ist eben keine Weltstadt. Unterschiedliche Locations bringen unterschiedliches Publikum mit sich, und das prägt jede Filiale. Ob jedoch, wie von Sephora selbst angekündigt, „Mithilfe der unverwechselbaren Boutiquen sowie weltweit führende Webseiten (…) SEPHORA revolutionäre omni-channel Retail-Konzepte präsentieren (kann), die Sephora zu einer einzigartigen und internationalen Beauty Marke machen.“ (Quelle) – hm, mal sehen…

Sephora Collection review
Sephora Collection – die Eigenmarke in der Bonner Filiale

Die Marken, die Filialen

Inzwischen weiß vermutlich jeder Beautyjunkie, dass es nicht nur die Sephora Eigenmarke in den Filialen gibt. (Auf die in der Pressemitteilung übrigens ein außerordentlich großes Gewicht gelegt wird – andere Marken werden nicht einmal erwähnt.) Kat von D, Becca, Huda Beauty, Marc Jacobs, Too Faced und Makeup Forever sind die großen internationalen Marken, die man nun auf einmal live anschauen und ohne große Schwierigkeiten bestellen kann (ach ja, online bestellen geht natürlich auch, ab 49EUR ist der Einkauf auch kostenfrei). Daneben gibt’s noch einige koreanische Marken – Too cool for school, Tony Moly, Skinfood und Erborian.

Filialen werden in der nächsten Zeit (und das kann dauern) in folgenden Städten eröffnet: Mainz, Wiesbaden, Frankfurt, Köln, Stuttgart, Hannover, Düsseldorf, Oberhausen, Aachen, Berlin, Heidelberg und Hamburg.

Nach der großen Aufregung, die nach Ankündigung des Launches ausbrach, war es ein wenig merkwürdig, das zunächst kein Datum feststand, dann Juni/Juli angekündigt wurde und es dann im Juli zwei Filialen gab. Die nächste öffnet übrigens Ende August in Hamburg (Kommentar bei Innen & Aussen).

Beauty Hub Sephora Deutschland Bericht
Der Beauty Hub in der Münchner Filiale.

Das Shoppingerlebnis – positives und negatives

Das negative

Hat jemand gedacht, das Shoppingerlebnis wird bei Weitem besser als bei Douglas? *handheb* Nun jaaaaaaaaa… Im Endeffekt krankt es nun an den üblichen Parfümerie-/Drogeriegepflogenheiten: Grummelige Verkäuferinnen (München, looking at you!), eklige Tester, Kundinnen, die nicht die Tester benutzen, sondern lieber geschlossene Produkte öffnen (München…), und, mein größter Kritikpunkt: ein ziemliches Problem, den Warenbestand zu halten.

Erste Eindrücke Sephora Deutschland
Wer möchte swatchen?! Ich nicht…

Ich war in München, als der Store schon eine Weile existierte, und in Bonn, als deren Store gerade eine Woche alt war: In München gabs quasi nichts, in Bonn schon. Natürlich hat München mehr Touristen und Laufkundschaft, während ich in Bonn (in den Schulferien) das Gefühl hatte, für einen Besuch bei Sephora wird auch eine längere Anfahrt in Kauf genommen. Aber nichtsdestotrotz – es wäre schön, wenn es genügend Ware gäbe.

Sephora Deutschland München erste Eindrücke
Leere Aufsteller in München.

Was mich außerdem stört: Ich besitze Sephora Cards (für das ländereigene Punkte- und Rabattsystem) für die USA, Frankreich, China und Singapur. Warum gibt es das nicht für Deutschland? Wir kriegen dafür Payback-Punkte, dürfen aber keine Rabattcoupons für Kaufhof einlösen. Ich bin begeistert. Nicht.

Dazu gehörend: Wieso gibt es keine Proben, weder online noch in-store? Mau, Sephora, mau.

 

Das positive

Positive Eindrücke Sephora Deutschland
Endlich neue Beauty Brands in Deutschland, live zum Anfassen und easy zu bestellen!

Wie schon oben erwähnt finde ich es großartig, internationale Marken endlich in Deutschland beziehen zu können, und im Bestfall (wenn es dann eine Filiale gibt), anschauen und swatchen zu können.

Ich finde es genauso großartig, dass die merkwürdig stagnierende deutsche Beautylandschaft endlich ein wenig aufgebrochen und Douglas eine ernstzunehmende Konkurrenz vor die Nase gesetzt wird. Ernstzunehmend? Geplante 14 Filialen gegenüber 400 bestehenden? Ja wirklich. Oder wem ist noch nicht aufgefallen, dass Douglas seit der Sephora-Ankündigung geradezu mit 20% Rabatten um sich schmeißt? Da scheint jemand seine Marktposition behalten zu wollen.

Während sich das Motto ‚Lehren, Inspirieren, Spielen’ ein bisschen nach unglücklicher Übersetzung eines Ü-Ei-Gimmicks anhört, wird das Prinzip doch ganz gut umgesetzt. Die Verkäuferinnen scheinen (zumindest in Bonn, wo ich das Treiben etwas genauer beobachten konnte als in der völlig überlaufenen Filiale in München, wo es eher um das Finden von Ware ging) durchaus mit Fachkenntnis bewandert zu sein, und zumindest einige Makeup-Artists sind auch dabei. Und das wichtigste: Wenn man nur ‚spielen’ möchte, kann man das auch tun. Sehr erfrischend, nicht ständig gefragt zu werden, ob man Hilfe braucht und kontinuierlich eine Verkäuferin an der Seite kleben hat.

Die Preise sind nicht überzogen – Kat von D Liquid Lipsticks kosten in Deutschland 19,99EUR, in Frankreich 19,95EUR und in den USA 20$. Beccas Shimmering Light Perfectors kosten 37,99EUR, in Frankreich 38EUR und in den USA 38$. Das ist durchaus normales deutsches Preisniveau.

Neue Beauty Marken in Deutschland
Miiiiiiiniiiiiiiiiis! In den USA heisst das die ‘aisle of doom’, und yep, ich kann bezeugen – sehr verführerisch!

Kaufhof und Sephora (und Douglas) – eine seltsame Beziehung

Um den Rückzug von Sephora aus Deutschland 2001 ranken sich viele Gerüchte. Die offizielle Linie ist, dass die Konkurrenz von Douglas zu groß war. (Gemunkelt wurde immer wieder von Absprachen, die besagen sollten, dass Sephora sich aus Deutschland zurückzieht, und Douglas dafür nicht nach Frankreich expandiert.) Inzwischen ist Sephora, dem Luxuskonzern LVMH angehörig, einer der größten Player im weltweiten Kosmetikgeschäft mit 1700 Filialen weltweit und einem Jahresumsatz von 4 Milliarden Dollar. Deutschland ist nur das 23. Land in der Region Europa/Nahost, das nun einen ‚eigenen’ (Online-)Shop hat, und das auch nur nach „langjähriger Marktforschung“ und dem immer größeren Bekanntwerden der Kette bei Kunden. Was zum Teufel läuft in Deutschland anders?!

Das Shop in Shop Prinzip ist erprobt – in den USA bei JCPenney, in der Schweiz bei Manor, aber warum es nun Galeria Kaufhof geworden ist, nach der Übernahme durch die kanadische Kaufhauskette Hudson’s Bay 2015 nun dieses Jahr endgültig in den roten Zahlen? Kaufhof (wie auch Karstadt) strauchelt. Der Investor kündigte Anfang 2017 an, sich demnächst mehr auf die Bereiche Beauty, Taschen und Schuhe konzentrieren zu wollen – das ist wohl der Anfang davon. Trotzdem: Die Zukunft von Kaufhof ist nicht rosig. Nichtsdestotrotz: Vor allem Sephora profitiert von der guten Lage der Kaufhoffilialen und dem bestehenden Onlineshop.

 

Die Zukunft lässt auf sich warten

Tja, und was nun? Drei weitere Filialen sollen dieses Jahr wohl noch folgen (Quelle), aber wann und wo? Nichts genaues weiß man nicht. Laut dem verlinkten Artikel will man jedoch den Onlinevertrieb „stark“ vorantreiben. Ich bin sehr gespannt wie. Wird ein Punktesystem eingeführt, das man aus den USA kennt? Wird es Marken ‚online only’ geben? Wie schnell wird das Kernsortiment der Marken erweitert, gibt es limited editions? Ein bisschen enttäuscht war ich ja schon, dass ich nicht die neuen Lip Strobes von Huda anschauen konnte.

Momentan sehe ich vor allem ein Szenario für uns Kunden – bei Sephora anschauen und swatchen, und dann mit 20% und ein paar Goodies bei Douglas bestellen. Zumindest bei Becca und Too Faced ohne weiteres möglich…